Klettersteigwelt Wolkenstein

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Eines der ersten Wochenenden mit schönem Wetter habe ich genutzt und bin mit Freunden losgezogen um neue Klettersteige zu erkunden. Ich habe auch noch nicht unendlich viel Erfahrung im Klettersteiggehen, aber mit meiner Frau hatten wir gleich einen absoluten Neuling mit dabei. Darum haben wir uns für die Klettersteigwelt in Wolkenstein (bei Chemnitz) entschieden. Hier gibt es insgesamt 5 Klettersteige unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade. Erstens sollte da für jeden etwas dabei sein und zweitens hat man dort genug Möglichkeiten sich einen schönen langen Tag mit mehreren Touren zu machen. Also ging es auf nach Wolkenstein.

 

Die Anfahrt ist etwas schwierig, auch bedingt durch zahlreiche Umleitungen und die Tatsache, dass der Einstieg etwas abseits liegt. Nach einer dadurch längeren aber lustigen Anreise haben wir es aber dann gefunden. Damit es euch nicht auch so geht habe ich die Position unten mal bereit gestellt.

 

 

Die Fahrt aus dem Raum Aue/Schwarzenberg dauert normaler Weise ca. 30-45 Minuten. Ein Parkplatz ist nicht wirklich vorhanden. Am „Alten Floßplatz“ hat man aber genügend Möglichkeiten links und rechts der Straße oder auf einem 100 Meter entfernten Dreckplatz zu parken. Dafür ist die Lage der Klettersteige genial. Direkt im herrlich grünen Zschopautal und somit mit Sicht auf das Flüsschen Zschopau.

 

Hat man sein Auto nach einer Fahrt über allerlei winzige Straßen irgendwann abgeparkt, orientiert man sich am besten an dem Wehr, welches die Zschopau dort staut. Direkt rechts daneben ist der Einstieg zu den Klettersteigen. Nach einem kurzen Aufstieg kommt man dann schon zum Klettermassiv.

 

Bei diesem handelt es sich um ein offizielles DAV-Trainingsgelände (DAV = Deutscher Alpen Verein) genauer der Sektion Chemnitz. Das bemerkt man auch daran, dass es hier nicht nur insgesamt fünf Klettersteige gibt sondern auch diverse Strecken zum Vorstiegs- oder TopRope-Klettern. Deshalb trafen wir auch als erstes auf einige Kletterer. Dadurch herrscht zwar etwas mehr Andrang aber es hat den Vorteil, dass man auf gleichgesinnte trifft, neue Bekanntschaften schließen kann oder sich einfach den ein oder anderen Tritt und Kniff abschauen kann. Man sieht alle Arten des Kletterns und entdeckt vielleicht seine Neugier auch das normale Klettern mal zu testen. Zumindest ging es mir so – aber eines nach dem anderen. Durch die Mitglieder des DAV Chemnitz werden das Übungsgelände und somit auch die Klettersteige gepflegt. Das heißt alles wird auf Sicherheit überprüft und sauber gehalten. Deshalb stößt man kaum auf lose Steine oder unsicher wirkende Stahlseile. Das beruhigt nicht nur sondern vermittelt auch insgesamt einen aufgeräumten sauberen Eindruck der ganzen „Anlage“.

 

Am Startpunkt angekommen sieht man die Einstiege zu zwei Klettersteigen sofort und so haben wir uns entschieden mit diesen zu beginnen. Also rein in den Gurt, Klettersteigset eingebunden und Helm auf. Los ging es mit dem „Gratweg“ und dem „Artist“ zum Aufwärmen. Da sich unter diesen geheimnisvollen Namen keiner etwas vorstellen kann, zitiere ich mal aus den Beschreibungen des DAV.

Artist A – unschwierig Kletterlänge ca. 25m, nach Einstieg kurze Querung und Reibung zu leicht überhängender Stelle und weiter rechtshaltend auf Reibung zum Ausstieg, gleicher Rückweg möglich
Gratweg B – mäßig schwierig Kletterlänge ca. 28m, nach Einstieg kurz steile Wandkletterei, Querung nach links und Grat direkt zum Ausstieg

 

Diese beiden Steige haben dann auch die Damen in unserer Runde mitgemacht ohne in größere Schwierigkeiten zu kommen. Auch wenn ich den „Artist“ eher als B-Schwierigkeit einordnen würde, da man durch eine Art Kamin und im oberen Stück eine kurze Passage auf Reibung klettern muss. Aber gerade dieser Klettersteig belohnt einen am Ausstieg mit der besten Aussicht. In der Sonne stehend konnte man herrlich über das Zschopautal und bis hinüber zum Schloss Wolkenstein schauen. Also mein Tipp – den Klettersteig auf keinen Fall auslassen.

 

Und weil es so schön war, haben wir die beiden Strecken gleich zweimal gemacht. Danach war erst einmal eine Mittagsstärkung angesagt. Nachdem wir zurück zum Einstieg und somit zum Auto gegangen sind, haben wir es uns direkt an einer an der Zschopau gelegenen Sitzgruppe gemütlich gemacht. Und was macht der Erzgebirger am liebsten, wenn es um die Nahrungszufuhr geht: rostern (oder für alle die diesen Begriff nicht kennen: grillen)! So haben wir den Grill und die Kühlbox aufgestellt und ein ausgiebiges Mittagessen genossen. Die Gegebenheiten vor Ort laden förmlich dazu ein, weshalb ich euch das nur ans Herz legen kann.

 

Danach ging es wieder mit vollem Magen und neuer Kraft den Einstieg hinauf. Dort warteten schließlich noch drei Strecken auf uns. Auch zu diesen wieder die offizielle Beschreibung des DAV:

 

Bergweg C – schwierig Kletterlänge 15m, kurze Wand rechtsansteigend z.A.
Gipfelweg C bis D – sehr schwierig Kletterlänge 18m, kurze steile senkrechte Wand auf Gipfel und senkrecht hinab zum Ausstieg
Yeti’s Weg E – extrem schwierig Kletterlänge 35m, kurze Reibung abwärts auf Band dann senkrechte leicht überhängende Wand hinab auf Absatz, 8m Quergang leicht überhängend zu mäßig überhängenden Fels, nun steil überhängend nach oben zu Absatz und weiter stark überhängend zu Einstieg

 

Der „Bergweg“ und der „Gipfelweg“ sind auf Grund der sehr geraden Wände und fehlenden Griff- und Trittmöglichkeiten schon anspruchsvoll aber durch die geringe Länge durchaus machbar. Wichtig sind aber gute griffige Handschuhe, da man fast ausschließlich mit Hilfe des Stahlseils klettern muss. Ausreichend Armkraft ist hier klar von Vorteil. Deshalb haben unsere Frauen auch dankbar verzichtet und konnten uns umso besser bewundern. ;)

 

Das Beste haben wir uns für den Schluss aufgehoben, „Yetis Weg“. Mit der höchsten Schwierigkeit ausgewiesen, waren wir gespannt was uns erwartet. Nachdem man den leicht überhängenden Abstieg, der aber über ausreichend Tritte verfügt, gemeistert hat befindet man sich nur ca. 10 cm über dem Wasser des Floßgrabens (verläuft parallel zur Zschopau). Die Tatsache, dass man die ganze Zeit auf das Wasser zu klettert und bei einem Sturz im letzten Teil zumindest nasse Füße bekommt macht die Sache echt interessant und zu einem Erlebnis. Der folgende Aufstieg liefert dann die Gründe, warum „Yeti’s Weg“ die höchste Schwierigkeit verdient. Es geht mit leichtem Überhang los der dann immer stärker wird. Hier ist Ausdauerkraft, vor allem in den Armen, und reichlich Geschick gefragt. Und wenn die Arme schon langsam Müde werden, kommt zum Abschluss noch die Kante des Überhanges die es zu überwinden gilt. Dann hat man es zum Ausstieg geschafft und ist glücklich diese Route gemeistert zu haben. Dieser Klettersteig ist körperlich fordernd aber die Streckenführung ist genial. Danke an die Mitglieder des DAV Chemnitz für diese gelungene Route, die definitiv die härteste im Erzgebirge ist. Damit ihr euch einen kleinen Eindruck verschaffen könnt, welche Schwierigkeit für euch die richtige ist, habe ich zum einen Bilder und zum anderen die international allgemein gebräuchliche Skala angehangen.

 

Geschafft aber glücklich ließen wir uns noch etwas von den Frauen feiern bevor wir zum Auto abstiegen. ;) Nach einem wunderschönen Tag in der Natur und an der Wand haben wir uns entschlossen auf jeden Fall wiederzukommen. Also probiert es aus und vielleicht treffen wir uns ja, denn ich plane schon den nächsten Besuch an den Klettersteigen Wolkenstein.

 

Internationale Bewertung der Schwierigkeit:

A (wenig schwierig) Schwierigkeit: einfach Gelände: flach bis steil, meist felsig oder von Felsen durchsetzt, ausgesetzte Passagen möglich Sicherung: Drahtseile, Ketten, Eisenklammern („Klampfen”) und vereinzelt kurze Leitern; Begehung größtenteils ohne Verwendung der Sicherungseinrichtungen möglich Voraussetzungen: Trittsicherheit und Schwindelfreiheit empfohlen, Bürokondition (hängt allerdings von der Länge der Tour ab) Ausrüstung: Klettersteigausrüstung empfohlen. Geübte Geher werden hier auch ohne Selbstsicherungen anzutreffen sein.
B (mäßig schwierig) Schwierigkeit: einfach bis mäßig schwierig, teilweise etwas anstrengender bzw. kräfteraubend Gelände: steileres Felsgelände, teilweise kleine Tritte, mit ausgesetzten Stellen ist auf jeden Fall zu rechnen Sicherung: Drahtseile, Ketten, Eisenklammern, Trittstifte, längere Leitern (u. U. auch senkrecht); Begehung ohne Sicherungseinrichtungen möglich, aber Schwierigkeiten bis zum 3. Schwierigkeitsgrad (UIAA) sind zu erwarten Voraussetzungen: wie bei A, allerdings bessere Kondition und etwas Kraft und Ausdauer in Armen und Beinen deutlich von Vorteil Ausrüstung: Klettersteigausrüstung empfohlen; Begehung auch im Seilschaftsverband möglich
C (schwierig) Schwierigkeit: größtenteils schwierig, anstrengend und kräfteraubend Gelände: steiles bis sehr steiles Felsgelände, meist kleine Tritte, längere bzw. sehr häufig ausgesetzte Passagen Sicherung: Drahtseile, Eisenklampfen, Trittstifte, oft längere und sogar überhängende Leitern, Klammern und Stifte können auch weiter auseinander liegen; in senkrechten Abschnitten manchmal auch nur ein Drahtseil; Begehung ohne Benutzung der fixen Sicherungseinrichtungen möglich, Schwierigkeiten liegen aber oft schon im 4. Schwierigkeitsgrad (UIAA) Voraussetzungen: gute Kondition, da längere Anstiege in diesem Schwierigkeitsgrad bereits zu den großen Klettersteig-Unternehmen zählen Ausrüstung: Klettersteigausrüstung wie B ist dringend zu empfehlen, Ungeübte bzw. Kinder sind eventuell an ein Sicherungsseil zu nehmen
D (sehr schwierig) Schwierigkeit: sehr schwierig, sehr anstrengend und sehr kräfteraubend Gelände: senkrechtes, oft auch überhängendes Gelände; meist sehr ausgesetzt Sicherung: Drahtseil, Eisenklammern und Trittstifte (liegen vielfach weit auseinander); an ausgesetzten und steilen Stellen oftmals nur ein Drahtseil Voraussetzungen: wie bei C, allerdings guter körperlicher Zustand, genug Kraft in Armen und Händen, da längere senkrechte bis überhängende Stellen auftreten können; auch kleinere Kletterstellen (bis zum 2. Schwierigkeitsgrad) ohne Sicherungseinrichtungen sind möglich Ausrüstung: Klettersteigausrüstung obligatorisch, selbst erfahrene Klettersteiggeher sind im Seilschaftsverband anzutreffen; für Anfänger und Kinder nicht empfehlenswert
E (extrem schwierig) Schwierigkeit: extrem schwierig, da sehr anstrengend und äußerst kräfteraubend Gelände: senkrecht bis überhängend; durchwegs ausgesetzt; sehr kleine Tritte oder Reibungskletterei Sicherung: wie D, allerdings öfter mit Kletterei kombiniert Voraussetzungen: viel Kraft in Händen (Fingern), Armen und Beinen, erhöhtes Maß an Kondition, Beweglichkeit, über längere Strecken kann die Hauptlast auf den Armen liegen Ausrüstung: Klettersteigausrüstung obligatorisch, Seilschaftsverband gerade bei Touren mit Stellen ohne Sicherungseinrichtungen überlegenswert; für Anfänger und Kinder nicht zu empfehlen

 

 

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