Wie ihr vielleicht in den sozialen Netzwerken unter den dortigen Seiten von hikerz gesehen habt, war ich zum letzten Juni-Wochenende in Garmisch-Partenkirchen. Ziel unseres Wochenend-Trips war es gemeinsam mit unseren Freunden die Alpspitze zu erklimmen. Es war ein langer und beschwerlicher Weg den ich euch hier beschreibe der sich aber sehr gelohnt hat. Und soviel schon einmal vorweg – wir haben es geschafft.
Nach einer kleinen Aufwärmrunde am Samstag hatten wir uns den Sonntag für unsere Unternehmung auserkoren – die Besteigung der Alpspitze. Dabei muss man die letzten 500 Meter mittels einem der beliebtesten deutschen Klettersteige überwinden. Dazu kann man mit der Alpspitzbahn bis zur Bergstation fahren und von dort aus in den Klettersteig einsteigen oder man geht den Aufstieg bis zur Bergstation zu Fuß an. Und genau dieses Ziel hatte ich mir gesetzt.
Also klingelte mein Wecker an diesem Tag kurz nach fünf Uhr. Und nach einem kurzen morgendlichen Badbesuch ging es auch schon ab ins Auto. Während der kurzen Fahrt zum Startpunkt gab es noch ein schnelles Frühstück um genügend Energie zu tanken.
Der Ausgangspunkt meiner Tour war der Parkplatz der Alpspitzbahn. Dieser ist ganz einfach zu finden indem ihr einfach auf der Bundesstraße 23 der Beschilderung der Alpspitzbahn folgt, die euch genau zum Parkplatz führt. Von hier aus starten ab 08:30 Uhr die Alpspitz- und die Kreuzeckbahn.
Ich hatte mir ja aber vorgenommen den Berg vom Fuß bis zur Spitze mit meinen eigenen Füßen zu meistern.
Also Rucksack aufgeschnallt und Schuhe nochmal nachgezogen und dann ging es Punkt sechs Uhr vom Parkplatz aus los. Der Weg beginnt dabei genau links von einer sehr großen Infotafel, auf der alle Wanderwege und Seilbahnen eingezeichnet sind. Und schon auf den ersten Metern habe ich gemerkt was mich an diesem Tag erwartet. Der erste Anstieg wartet bereits mit extremer Steigung auf euch und man hat keine Zeit sich erst einmal „warm“ zu laufen.
Auch die folgenden Wanderwege laufen fast parallel zur berühmten Kandahar-Abfahrt aus dem Abfahrts-Weltcup, die im übrigen das steilste Stück im gesamten Weltcup beinhaltet. Über befestigte aber schon leicht ausgewaschene Wege überwindet man so relativ schnell viele Höhenmeter. Das hat mich zwar trotz milder Temperaturen um die 12 Grad schnell zum Schwitzen gebracht, hat aber den Vorteil dass man sehr zügig mit den ersten schönen Ausblicken belohnt wird. Und es gibt Weniges auf dieser Welt, das so schön ist wie ein Morgen in den Bergen. Die Wolken hingen noch tief im Tal während die Sonne sich langsam über die Bergketten kämpfte. Sonnenbestrahlte Bergflanken und Hochnebelfelder auf den Lichtungen schafften eine Stimmung die nicht nur mich als fotobegeisterten Menschen voll in ihren Bann zieht. Und so wurde die Frage die ich mir innerlich stellte „warum tust du dir das eigentlich an?“ wiedermal eindeutig beantwortet.
Mit diesen schönen Bildern im Kopf und auf der Speicherkarte der Kamera lief sich auch der nächste Abschnitt leichter. Dieser ist nicht mehr ganz so steil aber ebenso gut ausgeschildert. Folgt einfach immer den Wegweisern Richtung Kreuzeck, dem ersten Zwischenziel. Da im Vorfeld meiner Wanderung gerade der Alpspitz-Traillauf stattgefunden hatte war der Weg mit Kilometermarkierungen versehen. Diese, aber auch die von mir genutzten Tracking-Apps haben mir verraten, das es ca. 8 Kilometer bis zum Kreuzeck waren. Für die Laufstrecke benötigt man bei straffem Schritt und einigen Fotopausen ungefähr 1,5 Stunden. Auf dem Kreuzeck erwartet euch dann die Bergstation der gleichnamigen Bahn mit angeschlossenem Gaststättenbetrieb.
Beides habe ich rechts der Strecke liegen lassen und bin ab hier den Schildern Richtung Osterfelderkopf gefolgt. Dabei ging es nach einer kurzen ebenen Passage in die sogenannten Längenfelder. Diese auch als Skihang genutzte Fläche erreicht man über ein paar Serpentinen und schon hier verändert sich der Weg und die Landschaft merklich. Es ist sofort zu sehen, dass dieser Teil nicht so stark touristisch genutzt wird wie der erste Streckenabschnitt. Der Weg wird deutlich kleiner und ist nicht mehr ausgebaut. Es handelt sich mehr um einen schmalen Pfad der wieder steil und steinig ansteigt. Außerdem hat man ab hier die Baumgrenze überwunden und nur noch flache Sträucher und Bodengewächse säumen den Pfad. Diese Tatsachen verraten einem, dass man sich jetzt im alpinen Gelände bewegt. Konnte man den ersten Teil noch mit einem Lowcut-Trekkingschuh gehen bin ich hier froh, dass meine Füße durch meine Bergschuhe von Haix geschützt und stabilisiert werden. Es handelte sich eindeutig um Wanderschuh-Gebiet.
Durch die fehlenden Bäume, die damit verbundene direkte Sonneneinstrahlung und die Steigung komme ich wieder ganz schön ins Schwitzen. Ich gehe in Gedanken die Packliste meines Rucksacks durch und bin froh das ich mir ein Wechselshirt eingepackt habe, schließlich soll es noch ein langer Tag werden.
Am Ende der Längenfelder überwindet man einen Grat und kann zum ersten Mal einen Blick auf das Tagesziel, das Gipfelkreuz der Alpspitze erhaschen. Auch mein nächstes Zwischenziel kann ich schon sehen, die Bergstation der Alpspitzbahn auf dem Osterfelderkopf. Und in diese laufen schon die ersten Gondeln als Leer- bzw. Überprüfungsfahrten ein. Ich liege zwar gut in der Zeit aber will auf jedenfalls pünktlich sein. Das motiviert mich für die letzten Meter zum Ziel, die erst über Treppen an einer steilen Felswand etwas bergab führen ehe es ebenfalls über Stufen in den letzten Anstieg geht. Die Bergstation scheint zum Greifen nah aber die letzten Schritte benötigen trotzdem ihre Zeit.
Geschafft aber pünktlich erreiche ich das Ziel und habe noch Zeit zweimal durchzuatmen bevor die erste richtige Gondel einläuft. Neben ca. 70 weiteren Menschen kommen auch meine drei Begleiter aus der Station. Nach deren Angaben hat man mir den Aufstieg angesehen, der sich aus meiner Sicht aber gelohnt hat. Ich zeige ihnen meine Laufstrecke die sich am Ende auf ziemlich genau zehn Kilometer mit einem Anstieg von 1300 Metern beläuft. Ich habe den Weg in 2 Stunden 45 Minuten gemeistert, würde mir aber beim nächsten Mal mehr Zeit lassen. Dann ist man deutlich entspannter und kann die Berge um sich herum noch besser genießen. Und trotz des frühen Starts und der Zeitvorgabe im Nacken ist ein Morgen in den Bergen alle Anstrengungen und Entbehrungen Wert, wie euch meine Fotos hoffentlich beweisen.
Auf das gemeinsame Resümee folgten noch zehn Minuten Aufenthalt auf der Sonnenterasse der Bergstation. Denn der zweite Teil des Aufstiegs über den Klettersteig wartete ja noch auf uns. Deshalb haben wir den sicheren Stand genutzt um unsere Ausrüstung in Ruhe anzulegen, den sicheren Sitz zu prüfen und uns mental auf den Klettersteig vorzubereiten. Diesen beschreibe ich euch aber im zweiten Beitrag zur Alpspitzbesteigung.
Wer nur den ersten Teil der Strecke laufen will, die landschaftlich und sportlich auch schon ihren Reiz hat findet die GPS-Daten wie immer zum Download. Das ganze Alpspitzbahnplatteau ist touristisch sehr gut erschlossen und bietet genügend Möglichkeiten auch ohne Klettersteigset die Alpen zu erkunden und sich zu bewegen.
Auch das dort erbaute „Alpspix“, eine Plattform in X-Form die sich über dem 1000 Meter tiefen Höllental befindet, treibt den Adrenalinspiegel in die Höhe und bringt Zeitvertreib. Die Gitterrost-Konstruktion mit einer Glasscheibe am Ende der Plattform gibt beeindruckende Blicke frei, die man sonst so nie erleben könnte. Allerdings finde ich einen solchen Metallbau, der im Übrigen kostenlos nutzbar ist, irgendwie fehl am Platz. Schon die Bergstationen wirken wie Fremdkörper in der alpinen Idylle. Und eine von Touristen Überlaufene Plattform erst recht. Es nimmt etwas die Ruhe die soviele Menschen in den Bergen suchen und macht die Berge zu einer Art Freizeitpark. Trotzdem ist der Ausblick so überwältigend, dass ich nicht abschließend sagen kann ob ich solche Bauten gut finde. Ich bin sehr hin- und hergerissen. Was meint ihr dazu?
Wenn euch diese Punkte jedoch nicht stören, dann ab an die kleine Schwester der Zugspitze und viel Spaß.
Maximale Höhe: 2576 m
Gesamtanstieg: 2890 m
Sebastian
Hi Toni,
sehr schöne Bilder. Ich war selbst schon an der Alpspitze unterwegs und fühle mich durch die Fotos gleich wieder daran erinnert. Ein wirklich schöner Bericht zu einer wirklich schönen Tour. Da bekomme ich gleich wieder Lust die Wanderschuhe einzupacken und loszufahren.
Viele Grüße ins Erzgebirge